Lungentransplantation - Immunsystem als Fluch und Segen
Chronische Lungenschädigungen wie COPD, Mukoviszidose oder Lungenfibrose stellen Mediziner vor riesige Herausforderungen, denn regenerative Therapien gibt es nicht. Nur eine Lungentransplantation kann das Überleben der Patienten sichern. Nach einer erfolgreichen Transplantation entstehen leider oft neue Probleme. Das Immunsystem vieler Patienten reagiert mit Abstoßungsreaktionen auf die neue Lunge. Häufige, zunächst akute Abstoßungen führen im schlimmsten Fall zum Chronischen Transplantatversagen (CLAD, chronic lung allograft dysfunction). Das besonders Vertrackte: Hier sind es einmal mehr die überlebenswichtigen und komplexen Funktionen der Lunge, die genau diese Entwicklung befördern:
- Da die Lunge den Gasaustausch erledigt, ist sie ständig mit der Außenwelt verbunden, was das Eindringen von schädlichen Stoffen ermöglicht.
- Um schädliche Stoffe von außen abzuwehren, ist sie immunologisch extrem aktiv – was leider auch unerwünschte Immunreaktionen verstärkt.
- Die große Oberfläche der verästelten Lungenbläschen erschwert den Kampf gegen diese unerwünschten Immunreaktionen zusätzlich.
Die Folge: Bei Patienten mit Transplantationen haben Lungentransplantierte im Schnitt das schlechteste Langzeitüberleben. Hier setzen die Wissenschaftler des CPC-M mit folgenden Projekten an:
- Wie kann CLAD, die Abstoßung des neuen Organs durch das Immunsystem des Empfängers, vermieden werden? Welche Immunsuppressiva, also Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, sind besonders effektiv bei gleichzeitig wenig Nebenwirkungen.
- Welche Folgen hat der präoperative Einsatz der ECMO, einer Maschine, die außerhalb des Körpers die Lunge ersetzt. Möglicherweise sorgt er für deutlich weniger Abstoßungsreaktionen und verbessert das Überleben.
- Personalisierte Medizin: Wie können Patienten vor und nach der Transplantation individuell diagnostiziert und therapiert werden? Das betrifft z.B. die Dosierung von Immunsuppressive oder spezifische genetische Marker, die die Abstoßungsgefahr verringern.